Früher dachte ich immer, meinen inneren Kritiker müsste ich ignorieren, zum Schweigen bringen, feuern oder gegen ihn ankämpfen. Viel hatte ich dazu gelesen. Alle Tipps halfen aber nicht. Mein innerer Kritiker tauchte beharrlich wieder auf und blieb stets fordernd an meiner Seite – als eine Stimme, die wirklich nie zufrieden war. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass es sogar nicht nur einer war sondern gleich eine ganze Horde. 

Streng, hart, fordernd, Ihre Glaubenssätze verbal auf mich „einprügelnd“ – wie fanatische Religionsvertreter, die stets bewachten, was ich dachte und tat sowie die Missachtung der Glaubensregeln hart bestraften – meist mit verbalen Beschimpfungen, Beschämungen und weiteren Forderungen.

In meinem Kreativen Tagebuch von 2012 habe ich Sie mir dann mal ausgemalt, vier davon: Urteilend, fassungslos über mich, unfreundlich streng, an kleinkarierten Glaubensmustern verhaftet und unnachgiebig. 

Auch zu dieser Zeit dachte ich noch, ich müsste mich Ihnen stellen und Paroli bieten. Ich ahnte offensichtlich aber schon, dass ich mit mir selbst dabei freundlicher umgehen sollte.

Heute weiß ich, dass mein innerer Kritiker ein Zeitzeuge meiner Geschichte ist. Er eine „Religion“ mit strengen Glaubenssätzen vertritt, um mich zu schützen vor weiteren Verletzungen. Heute kann ich, wenn seine harschen Sätze in mir wieder auftauchen, mich fragen: „Ist das wirklich wahr und heute noch aktuell?“. Oft lautet die Antwort „Nein!“.