Was ist denn mein Eigenes?
Auf der Suche nach Ideen, Lösungen und Inspirationen bin ich immer unterwegs und bei den Anderen. Es hilft und inspiriert, aber wie finde ich mein Eigenes?
Gestalte ich es schon die ganze Zeit und habe kein Auge dafür? Das Eigene, mein Stil, meine Ideen, was ist das?
Das Tiefe, das Innere nach außen kehren und sichtbar machen, grell leuchtende Farben, expressive Farben und Schichten um Schichten. Wie die Lebensschichten, die sich mit den Jahren bilden, wie Farblayer auf dem Lebenshaus, ständig neue Prozesse und doch alte Prozesse und Muster überdecken und wieder abkratzen, das Wesentliche, den Wesenskern übermalen, bekleben und wieder suchen, ein lebenslanger Prozess. Die Schichten sind es, die mein Schutzprogramm bildet. Oder vielleicht die Anteile, die ich entdecke und die ich sichtbar mache. Mal heiter, mal düster, schwarz, blau-grau.
Vielleicht ist das Eigene nichts, was geplant werden kann, sondern etwas, was im Prozess entsteht, im Lebensprozess, der künstlerisch ausgedrückt wird.
Daraus einen Plan zu machen, widerspricht dem Lebensfluss. Es gibt kein genau zu befolgenden Plan, sondern das Leben ist ein Prozess und die eigene Entwicklung kann nur Tag für Tag begleitet werden.
Innere Familien haben ihre eigene Dynamik und lassen sich nicht verplanen. Die Kunst und das schöpferische Gestalten folgen diesem Prozess, drücken aus, was gerade ist an Wahrnehmung, Gefühlen, Erkenntnissen und Ideen.
Planen wollen nur die Beschützeranteile.
Die Künstlerin ist frei, sie ist das Selbst und lädt alle anderen Anteile ein, ihr beim Schaffensprozess zu helfen. Sie braucht die Anteile der spielerischen Kinder, der magischen Wesen, der Verrückten, der Planerinnen, der Verletzten und Zweifler. Sie mixt alles zusammen und lässt Werke entstehen, die auch die Wirkkraft der Anteile enthalten. Ohne verschiedene innere Anteile keine Kreativität, Kunst, Ideen und Inspirationen. Innere Anteile als Ressourcen für die schöpferische Schaffenskraft, für das Neue, das entstehen darf ohne Logik sondern intuitiv.
Die inneren Anteile dürfen sich in der Kunst zeigen, auf dem Papier sichtbar werden und dort ihre Zeichen, Botschaften und Ideen hinterlassen. Dort ist ihnen alles erlaubt. Alles. Papier ist geduldig. Sie dürfen so sein, wie sie sind. Sie sind okay. Ich nehme sie so an, wie sie sind. Sie sollen nicht weg gehen, sie können bleiben und das Kunstwerk bereichern durch ihre besondere Facette,
sich zeigen in ihren Besonderheiten, ihren Farben und Formen, ihren Ausdrucksform,
da sein dürfen,
willkommen heißen,
sich austoben und ausdrücken dürfen,
sich gesehen fühlen und anerkannt werden.
Zeigen, wer sie sind, warum sie sind und was sie wollen.
Auf dem Papier kann ich sie von innen nach außen bringen. Eine Distanz schaffen UND eine Verbindung.
Sie gehören zu mir und mache meine Buntheit aus. Ohne sie bliebe mein Leben ein fast leeres Blatt Papier.