Dieser Satz „Wenn ich authentisch bin, bin ich in Sicherheit“ klingt ungewohnt? Im Hinterkopf löst er vielleicht den Gedanken aus: Nein, wenn ich mich zeige, wie ich bin, stoße ich auf Ablehnung, Verwunderung oder Unverständnis. Das kann sogar tatsächlich so sein – und du versuchst, dich immer anzupassen, bis du innerlich so verbogen bist, dass du selbst nicht mehr weißt, wer du bist.
Autenticós ist Griechisch und bedeutet „echt“.
Authentizität bedeutet für mich, mir selbst treu zu bleiben. Sie bedeutet Selbstbestimmung und, nach meiner Wahrheit und meinen Werten zu leben. Natürlich gibt es Momente, in denen ich auf Unverständnis stoße, aber ich bleibe bei mir, weil ich spüre, dass es sich für mich stimmig anfühlt. Wenn ich meiner eigenen Wahrheit folge, kann ich nicht allen gefallen, aber ich lasse mich nicht mehr im Stich.
„Authentizität bedeutet, den Mut zu haben, sich von den Erwartungen anderer zu lösen und seine eigene Wahrheit zu leben.“
— Oprah Winfrey
In einem Zitat von Oprah Winfrey finde ich das treffend zusammengefasst: „You can’t please them all.“ Am besten pleasest du dich mal selbst – statt deine Bedürfnisse zu vernachlässigen.
Woran du erkennst, dass du nicht authentisch lebst
Du erfüllst die Erwartungen anderer Menschen, um ihnen zu gefallen. Weil du nicht Nein sagen kannst, weil du denkst, du musst es tun. Wenn du es nicht tust, sind die anderen vielleicht böse auf dich, mögen dich nicht mehr, lehnen dich ab. Du musst dich rechtfertigen. All das löst unangenehme Gefühle in dir aus. Innerlich spürst du, dass du eigentlich nicht willst. In dir schlummert ein NEIN, das du nicht aussprichst. Du wünschst dir, du könntest und würdest anders handeln.
Du verbiegst dich und machst es anderen recht. Du tust Dinge, bei denen du innerlich denkst, dass sie nicht zu dir passen, dass du sie eigentlich gar nicht willst. Es ist anstrengend und macht keinen Spaß.
Du lebst nach den Werten anderer Menschen. Vielleicht, weil du dir noch nie Gedanken über deine eigenen Werte gemacht hast. Was die anderen für wichtig halten, ist dir auch wichtig – schließlich sind es deine besten Freund:innen, dein:e Partner:in, liebste Kolleg:innen oder Familienangehörige. Du orientierst dich nach außen.
Wenn du im Kreis von Menschen bist, denen du dich anpasst, bleibt in dir das stetige Gefühl, nicht gesehen zu werden: „Die wissen eigentlich gar nicht, wer ich bin. Ich werde auch nicht verstanden. Wie auch – ich zeige mich ja nicht, wie ich bin.“ Du bist mit diesen Menschen dann auf einer tieferen Ebene nicht verbunden. Du gehörst nur vermeintlich dazu. Sie meinen auch nicht wirklich dich, sondern nur eine Vorstellung oder ein Bild, das sie sich von dir gemacht haben.
Wenn du dich nicht authentisch zeigst, fühlst du dich oft ausgelaugt und leer. Das ständige Verstellen kostet viel Energie und führt zu innerer Unruhe.
Ganz leise und zart beschleicht dich immer häufiger das Gefühl: Du lässt dich selbst im Stich. Du verleugnest dich, um dazuzugehören. Das fühlt sich nicht gut an. Du verlierst den Kontakt zu dir selbst und nimmst nur noch eine Rolle ein, die nicht wirklich du bist. In solchen Momenten verlierst du deine innere Klarheit und die Verbindung zu deinem wahren Selbst.
Das führt dazu, dass du häufiger zweifelst, was richtig ist, was du machen sollst. Du bist unsicher, was du denken und wie du handeln sollst. Durch deine Orientierung nach außen und das Ignorieren deiner eigenen Bedürfnisse stellt sich ein inneres Mangelgefühl ein. Es wird begleitet von einer Sehnsucht, doch irgendwie anders zu leben – du selbst zu sein.
Um weiterhin dazuzugehören, nicht anzuecken, nicht aufzufallen oder anerkannt zu werden, sprichst du deine Wahrheit nicht aus. Du hältst dich mit deiner Meinung zurück.
Wie du authentisch leben kannst
Grundsätzlich ist es sinnvoll, neugierig auf dich selbst zu sein – und zu erkennen, wer du wirklich bist. Was deine Werte, Bedürfnisse und Vorstellungen vom Leben sind.
Du darfst deine Erwartungen erfüllen und dich klar für dich einsetzen – auch wenn du auf Widerstand stößt. Nein, du kannst es nicht allen recht machen.
Es ist ein ungewohntes Gefühl, zu dir selbst zu stehen, wenn andere ganz anderer Meinung sind. Trotzdem bei dir zu bleiben und dich nicht wieder anzupassen, führt zu einem Gefühl der Sicherheit – ein inneres Gefühl der Stimmigkeit, ein „Ich stehe zu mir. Ich bin gut, wie ich bin. Ich darf sein, wie ich bin. Ich habe mich nicht wieder selbst verlassen, nicht im Stich gelassen. Ich bin mir treu geblieben. Ich bin okay.“
Wenn du nach deinen Erwartungen und Wünschen lebst, kannst du dich auch nach deinen Maßstäben entwickeln. Du bist für dich selbst verantwortlich und bestimmst die Richtung und Gestaltung deines Lebens.
Es ist ein wunderbar stärkendes Gefühl, wenn du zu dir und deiner Wahrheit stehst – und dich nicht im Stich lässt. Und häufig geht die Welt dabei auch nicht unter. Du erkennst, was für dich stimmig ist und was nicht mehr zu dir passt. Dadurch gewinnst du an innerer Sicherheit und kannst dies auch nach außen vertreten. By the way: Du musst dich für nichts rechtfertigen.
Du bist nicht mehr auf die Anerkennung anderer angewiesen, um dich gut zu fühlen. Wenn du dies eine Weile geübt hast, wirst du innerlich ein Gefühl der Fülle wahrnehmen. Du bist mit dir verbunden.
Aus diesem Gefühl der Stärke und Verbundenheit kannst du deine eigene Wahrheit ausdrücken. Du musst sie nicht jeder:m auf die Nase binden – aber du weißt im Innern um sie. Du kannst situationsbedingt entscheiden, welche Rolle gerade zu dir und der Situation passt. Du fühlst dich lebendig und energievoller.
Das strahlst du auch nach außen aus – und lockst damit Menschen an, die selbst lebendig und authentisch sind. Du bist ein Vorbild für andere, die sich ebenfalls so zeigen können, wie sie sind. Du räumst anderen dasselbe Recht auf Authentizität ein. Wenn ihr euch begegnet, kann eine Verbindung auf tieferer Ebene entstehen.
Authentisch sein heißt, dich so zu zeigen, wie du bist – mit all deinen Stärken und Schwächen, mit deiner Wahrheit, deinen Werten und Vorstellungen. Mit deiner Biografie – mit den hellen und dunklen Seiten. Mit all deinen Facetten als lebendiges Wesen. Als Mensch. Menschlich.