Gastbeitrag von Esther Winking, Altenberge

Ich sitze nun hier… in einem Schreibkurs. Das Schreiben, ja, das liegt mir, ich kann mir Zeit nehmen, meine Gedanken ordnen oder aber das Gegenteil tun, sie unkontrolliert auf das Papier fließen lassen, von einem Satz zum nächsten hangelnd, ohne zu wissen, was mir als nächstes  wohl in den Sinn kommt. Unkontrolliert? Nein, nicht so ganz. Denn mittlerweile weiß ich ja, dass ich diese meine Zeilen nicht für mich behalte, sondern sie am Ende teile, mit dem kleinen feinen Grüppchen meiner Mitschreiberinnen. Und dabei lerne, von den anderen und über mich. 

Gemeistert habe ich das Schreiben noch nicht – aber es ist ja auch noch keine Meisterin vom Himmel gefallen. Noch immer ist da die Angst in den ersten Sekunden, wenn das neue Thema verkündet wird: Und was, wenn mir nichts einfällt? Nun, dann halte ich mich an den Rat aus den ersten Stunden und bringe meinen aktuellen inneren Dialog zu Papier. Was mir gelungen ist: Ich habe den Mut mich zu öffnen, meine Gedanken mit den Anwesenden zu teilen und ich finde Gefallen daran, Gemeinsamkeiten zu entdecken und Unterschiede, mich zu erfreuen, an dem, was die anderen aus dem Impuls gemacht haben. 

Gemeistert – mich selber loben fällt mir schwer. Eigenlob stinkt – das fiel auch in der letzten Stunde. In den Tagen darauf begegnete mir das Zitat wieder, in einer leicht veränderten Variante: Eigenlob stimmt! Ich musste an meinen Schreibkurs denken und erfreute mich, dass ich mich weiterhin mit Neugier und Freude darauf einlassen kann und dass es hier um Erkenntnisse geht, um das Eintauchen in die Vergangenheit, um neue Sichtweisen und um Selbstwirksamkeit, weil ich die Macht habe, dem Erlebten meinen Stempel aufzudrücken, indem ich es auf meine Weise schildere und heraushebe, was mir gefällt, oder was mir eben nicht gefallen hat. Ich kann es wieder ans Licht holen und sogar teilen mit anderen, andeutungsweise oder klar, in Metaphern, Bildern oder real erlebten Szenen.

In meinem Alltag ärgere ich mich bisweilen, wenn laute Stimmen ihre Sichtweise zur allgemeingültigen erklären. Hier nehme ich mir die Zeit und erforsche meine Sicht der Dinge und genieße es, die Zeit zu haben und die Muße und den Blick für die Details und erlaube mir, mir die Zeit zu nehmen, die ich brauche, um Erlebtes zu durchdringen und einzuordnen.

Meisterschaft? Strebe ich die hier an? Ja, doch, ich möchte mehr lernen. Mich auszudrücken. Mir gute Fragen zu stellen. Impulse zu finden und auf meine Art mit den Worten zu jonglieren. Daher applaudiere ich mir selbst, dass ich den Weg hierher gewagt habe und Euch, dass ihr die Atmosphäre schafft, in der ich mich / wir uns ausprobieren dürfen und versinken dürfen in vergangenen Momenten. Diese zu teilen ist ein echter Schritt nach vorne für mich.

Text von Esther Winking aus dem Workshop Die eigenen Lebenskraft (wieder-)entdecken.