Vor vielen Jahren hatte ich zwei dringende Bedürfnisse:

1. In meinem häufig übervollen Hirn schwirrten viele Gedanken durcheinander, die mich zum Teil tief bewegt haben. Ich hatte den Wunsch nach mehr Klarheit und Verstehen, wer ich bin und welche Wege ich gehen sollte.

2. Ich hatte große Sehnsucht danach, mich kreativ auszudrücken und stand immer verzweifelt vor leeren Leinwänden und wusste nicht, was und wie ich malen sollte.

Zunächst habe ich wieder angefangen Tagebuch zu schreiben. Seiten um Seiten habe ich vollgeschrieben, um Klarheit in mir zu finden und meine Geschichte zu verstehen. Es war und ist eine Wohltat, diesen Ort zu haben.

Um mich kreativ auszudrücken, habe ich mir dann irgendwann ein Skizzenbuch gekauft und dachte: „So, jetzt lege ich hier los und zeichne und gestalte in diesem schönen Buch“.  Aber hier blieben die Blätter zunächst leer. In mir rührte sich mein Innerer Antreiber „Sei perfekt!“. So traute ich mich am Anfang nicht, die Seiten zu bemalen und mich auszudrücken, weil ich glaubte, jedes Bild müsste perfekt werden. Außerdem wusste ich auch nicht, was ich malen sollte.

Irgendwann habe ich dann auf der 1. Seite eines Skizzenbuches geschrieben:

Doris Reich probiert jetzt einfach alles aus.

Seither habe ich unzählige kreative Tagebücher mit Zeichnungen, Bildern, Collagen, Texten und  Wörtern gefüllt. Ich habe mir alles erlaubt. Auf dem Papier bin ich frei. Und das Wesentliche dabei war, dass ich gemalt habe, was mich beschäftigt hat, meine Themen, Wahrnehmungen und  meine Sicht auf die Welt. Dadurch ist mir immer etwas eingefallen, was ich gestalten konnte.

Abbildung: Collage aus meinem Tagebuch – Lauschen in der Stille

 

Ich habe also zwei Arten von Tagebüchern geführt: Ein Tagebuch, in dem ich fast täglich geschrieben habe und meine kreativen Tagebücher/ Skizzenbücher, in denen ich mich kreativ ausgedrückt habe. Die Themen sind mir nie ausgegangen.

Im Laufe der Zeit – nunmehr über 12 Jahre – habe ich diese Formen gemixt. In meine heutigen Tagebüchern vermische ich alle Stile und Ausdrucksarten – beinahe täglich.

Tagebuch schreiben ist mir eine Herzensangelegenheit und das im wahrsten Sinne. Während im alltäglichen Geschehen mein Verstand die Oberhand hat, gelingt es mir beim Tagebuchschreiben gewahr zu werden, was mein Herz bewegt.

Abbildung: Tagebuchschreiben liegt mir sehr am Herzen. Diese Skizze habe ich mit Kuli und Aquarelle erstellt.

 

Mein häufig übervoller Geist, in dem sich meine Gedanken wie Sauerkraut verwirren, profitiert ebenfalls vom Schreiben. Im Schreiben reflektiere ich das Geschehene, meine Gedanken sortieren sich und vieles wird klarer.

Im Alltag rauscht so vieles durch meinen Kopf und bleibt nur an der Oberfläche. Beim Schreiben kann ich in die Tiefe gehen und auf mein Herzgeflüster lauschen. Ich ergründe meine Wahrheit und was ich wirklich denke. Das entlastet meinen Kopf und ich habe wieder Platz für neue Themen.

Ich erkenne, was mich im Kern ausmacht, wer ich bin und welche Bedürfnisse und Wünsche ich tatsächlich habe. Was ist mir wirklich wichtig, wird sichtbar auf dem Papier und greifbar in Hirn und Herz.   

Es macht mir Freude, mich auf unterschiedliche Arten auszudrücken. Schreibend, malend, zeichnend, kritzelnd und gestaltend (z.B. Collagen). Dabei mache ich sichtbar, was mich alltäglich bewegt. Ich stoße so auf meine Emotionen und auf meine Geschichte. Wenn ich in Worten nicht fassen kann, was mich bewegt, greife ich zu Farben und Formen und finde so eine Möglichkeit, meine innersten Themen sichtbar zu machen. Damit folge ich einer Sehnsucht, die ich immer schon in mir gespürt habe: Der Wunsch mich kreativ auszudrücken über Themen, die mir etwas bedeuten.

Was fühle ich?

Was nehme ich wahr? Wie nehme ich es wahr?

Was tue ich, was denke ich?

Woher kommen meine Gedanken?

Was habe ich verstanden und was auch noch nicht verstanden? Welche Haltung habe ich?

Abbildung: Hilfreiche Zitate halte ich in meinem Tagebüchern fest und ergänze Sie durch meine Zeichnungen.

 

Meine Tagebücher sind Zeitzeugen meiner Geschichte. Meine Wahrheit will ich erkunden und verstehen. In meinen Büchern bin ich ich Selbst: Authentisch und lebendig mit allen Emotionen, Höhen und Tiefen des Lebens, Krisen und Wendepunkte, Freude und Leid, Erfahrungen und Erkenntnissen.

Es erdet mich, ist eine Wohltat für meine Seele und gibt mir Kraft.

Ich lasse alles zu, was gesagt, geschrieben und gesehen werden will. Ich achte immer darauf, was sich im Moment zeigen will. Alle Wahrnehmungen und die damit verbundenen Emotionen dürfen aufs Papier gebracht werden, angesehen, reflektiert und kreativ gestaltet werden. Auf dem Papier darf alles sein. Ich bin überzeugt, dass ich ohne diesen Gestaltungsprozess nicht da wäre, wo ich heute bin. Dies meine ich in Bezug auf meine geistige Entwicklung und meine emotionale Reife.

Meine Emotionen, meine Wahrnehmung und der Umgang damit sind Teil meiner Geschichte. Meiner eigenen Geschichte Ausdruck zu verleihen, sie zu verstehen und anzunehmen, ist Teil des Reifungsprozesses. Dabei dürfen alle Wahrnehmungen und Emotionen unzensiert aufs Papier gebracht werden und Raum einnehmen. Indem ich das ausdrücke, was mich zutiefst bewegt – in Worten und Bildern – kann ich etwas über mich erfahren und lernen, damit umzugehen – statt Emotionen wegzudrücken oder weg zu atmen. Was aus meiner Sicht mittel- und langfristig eh nicht funktioniert.

Abbildung: Im Tagebuch ist Raum für alle Emotionen. Sie dürfen ausgedrückt und betrachtet werden. Allein dies entlastet schon ungemein und bringt Distanz zu aufwühlenden Themen.

 

So komme ich immer mehr bei mir an und finde eine Verbindung zu mir selbst.

Da ich in meine kreativen Tagebüchern seit vielen Jahren nicht nur schreibe, sondern auch zeichne, kritzele, male und Collagen anlege, hat dies im großen Umfang auch dazu beigetragen, mich künstlerisch und kreativ weiterzuentwickeln.

Das kreative Gestalten dessen, was mich bewegt, was ich wahrnehme und wie ich die Welt sehe, geschieht dabei ohne Zwang, als Endprodukt ein tolles Bild gestaltet zu haben. Im freien Tun entstehen Bilder und Ideen, die ich später auch anderweitig einsetzen kann. Sie sind aber nie mein Ziel, wenn ich mich in meinen Büchern ausdrücke.

Abbildung: Wenn ich neue Wege gehen möchte, gebe ich mir gerne dafür eine visuelle Erlaubnis.

 

Meine kreative Erlaubnis habe ich mir in meinen Tagebüchern erschrieben und ermalt.  Als ich endlich verstanden habe, dass ich mir im Kopf, im Herzen und auf dem Papier alles erlauben kann, hat dies inneren Blockaden aufgelöst und meine schöpferische Kraft freigesetzt. Unzählige Bücher habe ich seither mit Gedanken, meinen Themen, Ideen, Texten und Bildern gefüllt.    

Ich kann das Tagebuchschrieben aus tiefstem Herzen empfehlen und liste hier noch mal alle guten Gründe dafür auf:

  • Die eigenen Gedanken strukturieren
  • Klarheit gewinnen
  • Sich fokussierten auf das, was wirklich wichtig ist
  • Einen Ort haben, an dem Du so sein kannst, wie Du bist ohne irgendwelche Rolle zu erfüllen – wahrhaftig und authentisch
  • Eigene Wahrnehmung, Gefühle, Gedanken sichtbar machen
  • Gefühlen einen Raum geben und einen Umgang damit finden – statt sie wegzuatmen
  • Bedürfnisse und Wünsche erspüren
  • Entlastung und Entspannung für Herz, Hirn und Seele
  • Zur Ruhe kommen
  • Digital detox betreiben
  • Sich selber besser kennenlernen und verstehen
  • Eine eigene Haltung finden
  • Die eigene Geschichte verstehen und daraus Handlungsideen für das Jetzt und für die Zukunft finden
  • Die eigene Wahrheit ergründen
  • Erinnerungen festhalten
  • Unterstützung in schwierigen Zeiten und Krisen
  • Zu Dir selbst finden – Deinen eigenen Kern aufspüren
  • In die eigene Kraft kommen und sich lebendig fühlen
  • Der Sehnsucht, sich auszudrücken, nachgehen
  • Kreativ sein
  • Sich schöpferisch ausdrücken
  • Neue Idee/ Lösungen finden
  • Sich weiterentwickeln im eigene (kreativen) Ausdruck
  • Sich persönlich weiterentwickeln

 

Abbildung: What’s your story? Eine der wesentlichen Fragen für Dein Tagebuch. Foto: Michael Kestin

 

Wer diese auch gerne ausprobieren möchte, ist herzlich zu meinen Workshops eingeladen.